Lieber kleiner Bolek,
nachdem dieses Jahr bereits 7 Deiner Freunde ins Regenbogenland geflogen sind, bist Du ihnen heute abend leider gefolgt . Wir haben so gehofft, dass Du Dein erstes und einziges Weihnachtsfest noch erleben würdest, aber Dein arg verschlechterter Gesundheitszustand ließ kein weiteres Aufschieben diesen schweren Schritt zu gehen mehr zu
Mitte März bist Du als Küken mit Deinem Brüderchen Lolek bei uns ins Sittichreich eingezogen. Da ihr im Nest schwer gerupft wurdet, Eure Flügelchen dadurch nicht mehr tadellos aussahen, waren Eure Chancen im Zooladen einen Käufer zu finden nicht gegeben. Daher durfte Euch eine Vogelfreundin mitnehmen, die Euch dann vermitteln wollte. Leider hatte sich niemand für Euch interessiert. Zu gross war die Angst und Unkenntnis, dass Ihr vielleicht eine Gefiederstörung hättet, dabei war klar zu erkennen, dass die Stellen auf den Flügeln durch das Rupfen nur so stark beschädigt waren, dass dort keine Federchen mehr wachsen würden. Lolek hätte vielleicht noch einen Platz bekommen, aber Dich lieber Bolek, wollte niemand haben, weil Du „nur“ ein normaler grüner, aber dafür ein liebenswerter Welli warst. So seid Ihr kurzerhand bei uns eingezogen. Während Dein Brüderchen Lolek ein ganz schüchterner Bursche war, warst Du ein aufgewecktes neugieriges und mutiges kleines Männlein, das sich gleich der Lausbubentruppe angeschlossen hat. Was sich die anderen Wellis trauten, das wolltest Du auch unbedingt nachmachen. Es hat so viel Freude gemacht, Dich mit den anderen Strolchen zu beobachten.
Du hast dann angefangen viel zu schlafen. Anfang Oktober war nachts Aufruhr im Sittichreich. Du lagst am Boden, drehtest Dich im Kreis. Du warst völlig neben der Spur, hast nichts mehr mitbekommen. Nach der Nacht in der Transportbox warst Du wieder normal. 2 Nächte später trat das Gleiche wieder auf, es war klar, hier stimmte was nicht. Untersuchungen beim TA ergaben miserabelste Leberwerte. Du hattest Dein Körperchen nicht mehr unter Kontrolle und hast sehr an Gewicht verloren. Du bekamst leberunterstützende und durchblutungsfördernde Medikamente. Dein Zustand verbesserte sich, Du konntest wieder geradeaus laufen, die Treppe vom Boden nach oben erklimmen, wenn Du mal gefallen bist und Du konntest Dich kletternd von a) nach b) bewegen. So konnten wir Dich tagsüber wieder zu Deinen Freunden lassen. Abends ging es dann zurück in den Krankenkäfig, wo Du in aller Ruhe über Dein Futtertöpfchen und Deine Hirse herfallen konntest. Was Deine Erkrankung verursacht hatte, konnte nicht ermittelt werden. Die schlechten Leberwerte haben sicher dazu beigetragen, ob Du eine Art Schlaganfall hattest, ist nicht ermittelbar. In den letzten 2-3 Tagen hat sich Dein Zustand drastisch verschlechtert. Du konntest Dich kaum noch auf der Stange halten und hast viel auf dem Sitzbrettchen geschlafen. Wir konnten Dich so nicht mehr zu den anderen Wellis lassen. Du hattest keine Kontrolle mehr über Dein kleines Körperchen und es tat so weh, Dich so zu sehen. Aus dem einst so aufgeweckten neugierigen Welli war plötzlich ein „alter Mann“ geworden obwohl Du noch nicht einmal ganz 1 Jahr alt geworden bist . Deine Augen sahen so traurig aus .
Dein größter Wunsch war, einmal unser Weihnachtswelli sein zu dürfen. Diesen Wunsch konnten wir Dir erfüllen auch wenn Du Weihnachten selber nie hier bei uns erleben durftest.
Mach es gut im Regenbogenland, kleiner lieber Bolek. Wir vermissen Dich hier alle sehr.