Meine liebe Grün,

am 14.03.2009 bist du in meinen Schwarm eingezogen. Du warst ein Abgabewellensittich aus Köln, gefunden hier in der Vermittlungsrubrik von Welli.net. Deine Besitzer mussten dich schweren Herzens abgeben. Eine wunderschöne, strahlend grüne, proppere Wellensittichdame, in die ich mich direkt verliebte.

Deine Federlose kam zunächst mit dem Zug zu mir, um sich von meinem Schwarm und meiner Wellensittichhaltung ein Bild zu machen. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Nur kurze Zeit später durftest du in meinen Schwarm einziehen.
Deinen Namen „Grün“ durftest du natürlich behalten.


Der Kontakt zu deinen Vorbesitzer hält noch heute an und wird auch weiter anhalten. Ständig wurden sie mit neuen Informationen, Fotos und Videos von dir auf dem aktuellen Stand gehalten. Natürlich machten sie auch von ihrem „Besuchsrecht“ Gebrauch.

Es dauerte nicht lange, da hast du dich in einen Wellensittichhahn aus meinem Schwarm verliebt, in Tequila. Es war so herrlich, euch beim Knutschen, Kuscheln, Kraulen und Füttern zuzuschauen.

Anfang Juni hast du auf einmal angefangen, Eier zu legen. Hach, was war das eine Aufregung für mich. Schweren Herzens musste ich die Eier abkochen, da ich keine Zuchtgenehmigung habe. Doch sehr bald hast du die Eier einfach nur noch nachts von der Stange fallen lassen. Diese zerbrachen natürlich auf dem Volierenboden.

Langsam machte ich mir Sorgen, denn du wolltest einfach nicht aufhören mit dem Eier produzieren. Zusätzlich bemerkte ich eine zunehmende Lähmung in deinem Füßchen, erst nur ein Zeh, aber dabei sollte es nicht bleiben.

Somit musstest du zum ersten Mal Kontakt mit meiner vogelkundigen Tierärztin haben. Dies ist natürlich für keinen Wellensittich angenehm, aber dein Partner durfte dich auf der langen Autofahrt begleiten.

Die Röntgenaufnahme verhieß jedoch nichts Gutes. Es kam heraus, dass du fortgeschrittene Arthrose in Beinen und Flügeln hast, vergrößerte Nieren, ein ausgesacktes Herz, einen vergrößerten Legeapparat durch deinen Legezwang, sowie eine chronische Sauerstoffunterversorgung (erkennbar an dem bläulich verfärbten Schnabelhorn), vermutlich, weil sämtliche vergrößerten Organe auf deine Lunge drückten. 60 Gramm hast du da gewogen, für einen Halbstandard ein bisschen viel. 2-3 Gramm solltest du besser abnehmen, meinte die Tierärztin.

Zwei Hormonbehandlungen sowie jede Menge Medikamente musstest du über dich ergehen lassen. Aber du wolltest einfach nicht aufhören mit der Ei-Produktion. Es ging monatelang so weiter.
Erstaunlicherweise kamst du hervorragend mit deinem gelähmten Füßchen zurecht. Du warst zwar nie so quirlig wie der Rest des Schwarms, konntest aber dennoch super mithalten. Du hattest Spaß und Freude, das merkte man dir an. Trotz deiner ganzen Erkrankungen.

Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich dich eine Woche lang vom Schwarm separieren müssen, damit du endlich mal zur Ruhe kommst. Mehrmals täglich wurdest du von deinem Tequila bepuschelt, die Eier besaßen schon gar keine richtige Schale mehr.

Nach dieser Woche Ruhe schien es aufwärts zu gehen. Du hast keine Eier mehr produziert, du warst agil und fit. Du nahmst wieder voller Lebensfreude am Schwarmleben teil.

Am 27.01.2010 abends bemerkte ich einen dicken Kotklumpen an deiner Kloake. Ich separierte dich erneut vom Schwarm, reinigte deine Kloake und fuhr am nächsten Tag nach der Arbeit mit dir erneut zur Tierärztin. Farbe und Konsistenz des Kotes gefielen ihr gar nicht. Du wogst nur noch 54 Gramm. Die Tierärztin vermutete ein Leberproblem und nahm dir Blut ab. Am nächsten Tag lagen die Ergebnisse vor, ein Leberwert war viel zu niedrig.

Nun bekamst du zweimal täglich schnabulös Medikamente, zusätzlich Vitamine über das Trinkwasser. Zweimal täglich habe ich dir deine verklebte Kloake gereinigt. Extra für dich bin ich losgefahren, um Kolbenhirse zu kaufen. Zwar hast du davon mit Genuss gefressen, aber nicht ausreichend. Du nahmst immer mehr ab.

Am 01.02.2010 war ich erneut mit dir bei der Tierärztin. Du wogst nur noch 48 Gramm. Sie riet mir, dich stationär dort zu lassen, damit sie dich mit Brei aufpäppeln kann.

Die folgenden Tage rief ich immer an, um mich nach deinem Wohl zu erkundigen. Doch leider waren die Neuigkeiten nie positiv. Trotz Zwangsernährung hast du nicht zugenommen, wogst nur noch 46 Gramm.

Heute Morgen um halb zehn erhielt ich den Anruf von der Tierärztin, dass es dir richtig schlecht geht. Sie riet mir, dich zu erlösen.
Du wurdest von deinen Leiden erlöst und hinterlässt eine große Lücke in meinem Herzen.

Lebe wohl, meine kleine Grün. Grüß mir Speedy und Dori im Regenbogenland.

Ich danke deiner Vorbesitzerin für ihre aufmunternden und tröstenden Worte während der letzten Zeit, besonders für die Bestätigung, dass ich mein Bestes tue und stets die richtigen Entscheidungen getroffen habe.

Ich danke Shari und Andy für euer Mitgefühl und eure tröstenden Worte per Mail/ICQ.

Und natürlich danke ich meinem Freund, dass er mir in dieser schweren Zeit tröstend beisteht.

Flieg nun ohne Schmerz und Leid, meine kleine Grün. Lebe wohl.


Deine Wonni
Trauernde Grüße.


Fotos:

Grün's Einzug:
Anhang 25119


Grün und ihr Tequila:
Anhang 25117 Anhang 25116


Grün und ihr Tequila im Krankenkäfig (erster TA-Besuch):
Anhang 25118


letztes Foto von Grün im Krankenkäfig, entstanden am 31.01.2010:
Anhang 25120