[FONT=&quot]Ich möchte euch einmal eine wahre Geschichte erzählen. Wenn mein Scanner funktioniert, dann bekommt ihr auch Bilder, die ihr euch anschauen könnt (dann passt er wieder in dieses Unterforum ). Ich weiß, der Text ist lang, aber es lohnt sich wirklich, es zu lesen.
Im Jahr 2001 bekamen wir eine flugunfähige Wellensittichdame, die zu der Zeit ca. 4 Jahre alt war und schon viel mitgemacht hat. Als sie geschlüpft war, war sie bei einem Züchter, der nicht mehr der beste war. Wir erfuhren hinterher, dass die ihm die Zucht verboten wurde. Doch trotzdem wurde ein kleiner, weiß-blauer Wellensittich geboren, mit wunderschönen schwarzen Augen, was selten ist bei so einem Farbschlag. Vom Züchter aus ging es zu einer Familie, die damals zu unseren Bekannten zählte. Wir hatten zu der Zeit kaum Kontakt, und sie kauften ihr einen Hahn dazu, der jedoch sehr früh verstarb. Von da an, musste sie alleine leben. Fliegen konnte sie nicht, da sie nur knapp die französische Mauser überlebte und dadurch keine Schwungfedern mehr hatte. Nachdem ihr Partner nach 1 Jahr gestorben war und sie mit umziehen musste, war sie sehr gestresst und hatte eine Krankheit nach der anderen. So wurde uns das hinterher erzählt. 3 Jahre später gelang es uns, wieder besseren Kontakt aufzubauen und wir waren zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Ich, und meine Eltern. Da wir zuhause 6 Wellensittiche hatten und schon immer Wellensittiche hielten, war das Bild für uns erschreckend. Mit den Worten "Die olle Hexe heißt Angel", wurde uns das Wellensittichweibchen vorgestellt. Der Käfig stand auf einem kleinen Hocker, fast am Boden, ein Käfig, weiß beschichtet, mit Plastikvogel drin. Zudem stand er in der Küche, direkt an der Tür, in der dunklen Ecke, sodass sie nicht sehen konnte, wenn jemand den Raum betrat. Und in dem ganzen, ein vollkommen verängstigter Vogel. Ein Wellensittich, der zusammenzuckte, wenn man zu reden begann und angsterfüllt, fast wie erstarrt da saß, wenn jemand sich dem Käfig näherte. Als wir nach hause fuhren, redeten wir darüber, dass das einfach so nicht geht. Mein Vater meinte dann, ob 6 oder 7 Wellensittiche, das macht keinen Unterschied und wir beschlossen, sie zu uns zu holen. In einen großen, hellen Raum, mit lieben Artgenossen, die bisher jeden Neuling ohne Probleme in die Gruppe aufnahmen, mit viel Grünzeug, geeignetes Spielzeug, Klettermöglichkeiten, offene Volierentürchen, den ganzen Tag, wo es nur zum schlafen rein geht. Und zusätzliche ständige Gesellschaft von Menschen, regelmäßigen Tierarztbesuchen, damit keiner krank wird oder die Krankheit schnell behandelt werden kann. Unsere 6 Wellensittiche waren alle zahm. Dabei haben wir da keinen wert drauf gelegt, das haben sie für sich entschieden. Also stand der Entschluss fest, Angel zu uns zu holen. Gleich am nächsten Morgen riefen wir dort an und fragten nach, ob wir Angel zu uns nehmen könnten. Die stimmten sofort zu, da sie den Platz besser für andere Dinge gebrauchen konnten. Noch am selben Tag fuhren wir hin, denn wir wollten dem kleinen Wesen das keine Nacht länger zumuten. Nun mussten wir an den Käfig dran und sie flatterte panisch, soweit es ohne Schwungfedern ging, durch den Käfig. Als sie merkte, dass das keinen Sinn machte, ging sie auf Angriff und wollte mich und meine Mutter beißen. Sie wurde plötzlich richtig aggressiv. Aber wir ignorierten das. Sie musste ja dort weg und anders ging es nicht. Die Autofahrt über, schimpfte sie die ganze Zeit, schaute mal mehr ängstlich, mal mehr "wütend". Sie wusste irgendwie nicht mehr, wo hinten und wo vorne war. Zuhause angekommen, gingen wir mit ihr zu unserem Schwarm ins Zimmer und stellten ihren Käfig auf einen Tisch. Sie schaute sich um und wurde sofort ruhiger, atmete nicht mehr so schwer und fing wohl an zu begreifen. Unsere anderen 6 Wellis schauten sie zunächst von weitem an. Das älteste Männchen, Bubi, flog plötzlich auf ihren Käfig und setzte sich über sie, da sie auf ihrer Schaukel saß. Er piepste leise (hätten zu gern gewusst, was er ihr gesagt hat), doch sie wollte ihm in die Füße beißen. Er ließ sich jedoch nicht abbringen und ging keinen Schritt von ihr weg, solange, bis sie mit den Angriffen aufhörte. Nach ungefähr einer Stunde, saßen plötzlich alle 6 Wellis auf Angels Käfig und zwitscherten. Und Angel war auch schon lieber geworden, ihr schien das zu gefallen. Es wurde Abend und unsere 6 mussten in die Voliere zum Schlafen, wie sie es gewohnt waren. Es gab eine klare Reihenfolge, zuerst Bubi, das "älteste" Männchen (er war 1 Jahr alt) und dann die anderen. Den ganzen restlichen Abend saß er vorne auf einer Stange, ganz nah bei Angel und Angel saß auch auf der vordersten Stange, ganz nah bei Bubi und sie piepsten ganz leise, was absolut süß war. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg um für Angel geeignete Sachen zu kaufen, sodass sie überall in dem Zimmer auch ohne fliegen hinkam. Alles wurde angebracht und am nächsten Tag, ließen wir Angel zum ersten Mal aus ihrem Käfig. Zunächst saß sie ungläubig auf ihrer Stange. Sie wurde in ihrem ganzen Leben bis dahin, nie rausgelassen. Sie hatte noch nie die Welt ohne Gitterstäbe gesehen. Und irgendwie traute sie sich nicht. Unser Bubi sah sich das alles an und flog plötzlich auf ihren Käfig, kletterte zu ihrer Käfigtür, und setzte sich neben sie auf die Stange. Er piepste ein wenig, und setzte sich wieder in die Käfigtür. Wir konnten das selbst kaum glauben, als wir das sahen. Auf einmal, flogen alle runter, auf Angels Käfig, einige auf die Voliere. Und alle piepsten laut. Bubi kletterte aus dem Käfig, setzte sich oben drauf und piepste mit. Auf einmal saß auch Angel in der Käfigtür und sah sich erstmal von da aus um, bis sie sich dann traute und ganz rauskam, und sich auf ihren Käfig setzte. Plötzlich flogen alle hoch und sie wollte auch, aber landete auf dem Boden. Was tun? Vor uns hatte sie noch Angst, aber wir mussten sie raufholen und sie an ihre Klettermöglichkeiten setzen. Meine Mutter holte aus einer Kiste eine alte Käfigstange und ich hielt ihr diese hin. Ungefähr 20 Minuten saß ich auf dem Boden, bis sie auf mich zukam, und die Hilfe annahm. Ein paar Mal ging das noch so, bis sie irgendwann erkannte, dass das Zimmer ihr gehören kann, wenn sie lernt, zu klettern. Zu beginn waren ihre Füßchen noch nicht kräftig genug, doch das änderte sich rasch. Nach ca. 3 Monaten war noch jemand dazugekommen und sie waren nun 8 Wellis. Und unsere Angel konnte schneller hochklettern, als die anderen hochfliegen konnten. Inzwischen war Angel auch in die Voliere eingezogen und der alte Käfig verbannt. Es schien, als hätte sie ihre Vergangenheit vergessen. Sie hatte nun das Sagen in dem Schwarm. Und hatte einen lieben Partner gefunden, mit dem sie alles teilte, ohne den sie nicht sein konnte, und der auch ohne sie nicht sein konnte: Bubi.
Und wenn sie aus irgendwelchen Gründen Flugversuche unternahm und auf dem Boden landete, flogen alle anderen hinterher und sie tappsten auf dem Boden herum, solange bis einer von uns kam und sie aufhob. Denn Angel war mittlerweile richtig zahm geworden und hatte gar keine Angst mehr.