Hallo nois,

es tut mir leid, dass Du mit Deinem Kleinen solche Sorgen hast. Deine Verzweiflung kann ich auch sehr gut nachvollziehen.

Ich habe hier eine ca. 3 1/2-jährig Lutino-Henne (Bibi), die seit ca. 2 Jahren fehlsichtig ist. Sie hat mittlerweile das Fliegen komplett eingestellt und ist, so wie Dein Kleiner, immer kletternd unterwegs. Bibi sieht aber noch einen kleinen Teil bzw. war von Anfang an in unserer Obhut, d.h., sie kannte ja die Gegebenheiten in der Voliere und am Vogelbaum. Ich hatte damals nur noch zusätzliche Verbindungsstücke (Äste, Seile) montiert, damit sie überall hinkommt (wie z.B. von der Voliere zum Vogelbaum und oben am Vogelbaum auf das Volierendach hinüber) bzw. mein Mann hatte, nachdem unsere Voliere noch zusätzlich auf einem niedrigen Tisch steht, eine Leiter vom Fußboden (hoch zur Voliere) gebastelt, die Bibi damals auch sehr schnell angenommen hatte. Sie kommt, wenn sie mal einen Absturz hinlegt, dann so wieder hoch.

Nun haben wir seit November letzten Jahres einen 10-jährigen Hahn, namens Paris, hier. Er war das letzte Vögelchen einer lieben Freundin, der jetzt den Lebensabend bei uns verbringen darf.
Paris ist - aufgrund seines Alters - auf beiden Augen an grauem Star erkrankt bzw. hat an einem Auge auch eine alte Einblutung. Die TÄ vermuten, dass er auf dem einen Auge, auf dem er "nur" den grauen Star hat, noch hell/dunkel unterscheiden kann, ICH sage aber (aus meinen Beobachtungen heraus), dass der Kleine überhaupt mittlerweile nichts mehr sieht. Unser Opi fliegt auch nur mehr sehr schlecht, da er a) die letzten 2 Jahre leider überhaupt keinen Freiflug mehr hatte und b) leider eben überhaupt nicht sieht, wo er landen soll.
Paris hat sich - trotz seiner Erblindung, seiner schlechten Flugfähigkeit und seines hohen Alters - innerhalb kürzester Zeit gut eingelebt. Natürlich ist es so, dass auch er vor allem am Anfang länger nach den Futternäpfen suchen musste, aber mittlerweile geht das wirklich super! Ich musste ihm auch erst beibringen, wie er die Leiter vom Fußboden hoch kommt. Leider kannte er solche Leitern überhaupt nicht. Aber auch das hat er innerhalb kürzester Zeit gelernt und auch verstanden.

Was ich damit sagen will ... es ist, finde ich, für uns Federlosen - gerade am Anfang! - sehr schwer, mitansehen zu müssen, wie sich die Kleinen beim neu Zurechtfinden "abquälen" müssen und nicht einfach, so wie man's ja von gesunden Vögeln gewohnt ist, irgendwo hinfliegen-, -springen usw. und schnell von A nach B kommen.

Ich persönlich würde Deinen Kleinen wieder in die Voliere zu den Anderen setzen. Wichtig ist, dass Du weiterhin beobachtest, wie die Anderen reagieren bzw. dass Du dann, wenn er mal alle seine Plätzchen wieder kennt/gefunden hat, so wenig wie möglich veränderst. Hie und da eine kleine Veränderung haben meine Beiden sehr gut verkraften können. Aber die Futternäpfe und die Trinkgefäße bleiben immer an der gleichen Stelle.

Außerdem ist bei uns der Volierenboden mit einer Luftpolsterfolie (darüber Küchenkrepp) ausgepolstert. Das liegt aber eher daran, dass sich unsere Bibi manchmal in Kamikaze-Manier einfach fallen lässt.

Auch wenn Du vielleicht jetzt versucht bist, Deinem Kleinen alles abzunehmen (ich kann das nur zu gut nachvollziehen, glaube mir das!), versuche, ihn selber in seinem eigenen Tempo seinen eigenen (neuen) Weg gehen zu lassen. Blinde Vögelchen ertasten/erforschen (meinen Beobachtungen nach) sehr viel mit ihren Schnäbelchen - das sieht am Anfang (finde ich) auch immer etwas befremdend bzw. "gewöhnungsbedürftig" aus.

Was ich noch mache, ist, wenn ich etwas bei Paris in der Nähe mache, dass ich ihn anspreche. Anfangs ist er natürlich auch noch erschrocken, aber schon nach kurzer Zeit hat er sich daran gewöhnt. Mittlerweile habe ich ihm auch angelernt auf ein Stöckchen aufzusteigen - so kann ihn z.B., wenn er sich wiedermal auf dem Vogelbaum (den er ja erst als Blinder kennengelernt bzw. selber erforscht hat) "verirrt" hat und nicht mehr genau weiß, wie er zurückkommt, zurückholen.

Gib nicht auf, auch wenn's jetzt grad schwer erscheint! Die Vögelchen können sich oft innerhalb relativ kurzer Zeit sehr gut mit ihrem Handicap arrangieren. Man muss sich selber als Federloser halt oft erst an diesen neuen Anblick und die neue Situation gewöhnen. Ein blinder Vogel scheint für uns auch oft als "unnatürlich", aber - wie gesagt - die Kleinen können mit einer Blindheit sehr gut leben.

Liebe Grüße
Birgit