Hallo RaRasputin,

ich hab schon mit ein paar Tieren erfolgeich geklickert, auch mit meinen Wellis. Ich kann dir mal erzählen, wie das bei uns funktioniert hat, vielleicht hilft es dir.

Der erste Schritt ist bei mir, dass die Vögel sich nicht mehr erschrecken, wenn meine Hand mit dem Leckerli, bei mir der obligatorische Hirseböbbel, um die Ecke kommt. Da du schreibst, dass deine recht handzahm sind, ist das ja sicher gegeben, also kann der nächste Schritt kommen, das Konditionieren auf den Klick. Wenn du es richtig machst, geht das sehr schnell bei den kleinen Piepsern, die sind ja so schlau. <3

Nimm am besten keinen ganzen Kolben Hirse, sondern zupf so ein kleines Seitenästchen ab. Nen Böbbel halt. Ich nehm zum Klickern immer die rote Hirse, die gibt es bei uns ausschließlich aus der Hand. Wenn der Vogel sich noch ein bisschen erschreckt, halte ich ihm den Böbbel hin, warte, bis er von selbst zugreift, und genau in dem Moment, wo er ein Körnchen nimmt, klicke ich. Ich schnalze mit der Zunge, dann hab ich beide Hände frei und muss meinen Knackfrosch nicht immer suchen. Dann nehme ich die Hirse wieder weg, warte kurz, und dann dasselbe nochmal von vorn.

Wenn der Vogel nicht (mehr) so schreckhaft ist, bekommt er kurz ein, zwei Hirsekörnchen vom Böbbel, damit ich seine Aufmerksamkeit habe. Dann halte ich die Hirse so, dass er sie nicht mehr sieht. Nun kommt erst der Klick und dann sofort die Hirse. Für diesen Schritt ist es wichtig, dass er wirklich nicht mehr vor der plötzlich auftauchenden Hand erschrickt. Das reicht als erster Schritt, ich lass ihn nur ein paar Körnchen fressen, dann hör ich erst mal wieder auf.
Ich habe bei meinen beiden Hennen deutlich gemerkt, als sie den Zusammenhang zwischen Klick und roter Hirse geschnallt haben, das ging sehr schnell. Dann kann der nächste Schritt gemacht werden:
Erst wird der Vogel mit zwei, drei Körnchen ein bisschen angefixt, wenn er mir dann seine volle Aufmerksamkeit schenkt, kommt die Herausforderung, was immer das auch ist.

Meine haben sich anfangs auch vor jedem Stab, Stöckchen etc. total erschreckt, da muss man ganz kleine Babyschritte machen. Überleg immer "rückwärts". Ich nehm jetzt mal als Beispiel eine Katze, die Angst vor der Transportbox hat. Mein Kater war so ein Exemplar, es war eine Tortur für ihn und auch für mich, ihn zum TA zu bringen. Jetzt überlegt man jeden kleinsten Schritt, den die Katze machen muss, um das Ziel zu erreichen. Also das Ziel ist, sie soll entspannt im Kennel liegen. Zuvor muss sie im Kennel stehen. Davor muss sie in den Kennel reingehen. Davor muss sie zum Kennel hingehen. Davor muss sie den Kennel angucken. Davor muss sie den Kennel überhaupt erst mal in Sichtweite ertragen. Also ist der erste Schritt, den Kennel in Sichtweite zu stellen, bis die Katze nicht mehr vor Angst austickt, und dann stehen zu lassen, bis sie sich mit dem Kennel im Raum entspannt. Das dauert, so lang es eben dauert, egal ob das eine Stunde oder ein Monat ist. Dann erst wird geklickert. Die Katze bekommt das Leckerchen, wenn sie in Richtung Kennel schaut. Wenn der Schritt geschafft ist, kann die Katze stressfrei den Kennel anschauen. Bei der nächsten Übungseinheit wird sie belohnt, wenn sie sich zum Kennel hinwendet. Bei der nächsten, wenn sie einen Schritt in Richtung Kennel macht. Und so weiter, ich hoffe, du verstehst das Prinzip. Das Prinzip ist bei allen Tieren gleich.

Um die Angst vor dem Stick zu verlieren, hältst du den Stick ganz ruhig in einem so großen/kleinen Abstand, dass der Vogel gerade so nicht flüchtet. Er darf ein bisschen nervös sein, aber mit drei, vier Hirsekörnchen und Klicks sollte er sich wieder etwas entspannen. Der Stick bleibt ganz ruhig da, wo er ist, er wird nicht auf das Tier zubewegt! Die Hirse kommt weg, und du wartest, bis der Vogel zufällig den Kopf leicht in Richtung Stick dreht. Klick, Hirse, wieder weg. Wenn du das so vier bis zehn mal gemacht hast - je nachdem, wie schlau dein Vogel ist, meine Sky hat anfangs noch überlegt, worum es eigentlich geht, da hat Luna alles schon nur vom Zuschauen gescheckt und in den Stab gebissen - wird er ausprobieren, was du von ihm willst. Man sieht dann förmlich das kleine Köpfchen rauchen. Er wird dann immer mutiger den Kopf in Richtung Stick drehen, was man natürlich jedes Mal belohnt. Da du mit deinen schon mal geklickert hast, werden sie sich schnell erinnern, worum es geht.

Mach die Übungseinheiten nicht zu lang, du musst immer aufhören, wenn das Tier gerade richtig Spaß dran hat, es darf nicht das Interesse verlieren. Lieber machst du mehrere kurze Übungseinheiten am Tag, als eine zu lange.

Je nachdem, wie ängstlich, mutig, schlau dein Vogel ist, wird er nach einer oder wenigen Übungseinheiten seine Panik ablegen und immer mutiger auf den Stick zugehen. Niemals überfordern, immer nach dem Tier richten! Luna saß schon auf dem Stick, da hat Sky gerade angefangen, zaghaft mit dem Schnabel reinzubeißen. Nun forderst du immer ein Schrittchen mehr für den Klick. Also zum Beispiel: Kopfbewegung Richtung Stick - bewusst zum Stick hinschauen - zum Stick hinlehnen - mit dem Schnabel in Richtung Stick gehen - den Stick mit dem Schnabel anstupsen - in den Stick beißen - den Stick mit einem Fuß berühren - einen Fuß zwei Sekunden lang auf den Stick setzen - den Fuß fünf Sekunden lang auf dem Stick lassen - auf den Stick setzen - usw. Das ist jetzt nur ein Beispiel, ich habe es so mit einem Essstäbchen gemacht, weil ich das Stöckchentaxi etablieren wollte, sie kamen dann auch schnell auf die Hand.

Ich hoffe, ich konnte einigermaßen verständlich erklären, wie es bei uns geklappt hat. Vielleicht hilft es dir ein bisschen.