Hallo Silvia,

schön geschrieben, dein Bericht über den Beginn eurer Welli-Haltung! Wenn auch etwas groß...
Ein Austausch über das Forum ist eine unkomplizierte Sache, bei der oft doch wichtige Infos aufgegriffen werden können. Und die eigene Rolle wandelt sich dann im Laufe der Jahre auch. Zuerst ist man/frau Fragensteller, später Fragenbeantworter...


Bei uns war das mit dem Beginn der Wellihaltung irgendwie ganz anders:

Wir (meine Partnerin und ich) hatten uns Anfang des neuen Jahrtausends einige Gedanken gemacht über Haustiere und da ich von klein auf mit Vögeln im Haushalt gelebt hatte (Kanarienvögel, Wellensittiche, Graupapageien, Beo), zuerst über Papageien und später über Wellensittiche.
Wir schauten uns sogar auf einer Vogelbörse um und kamen doch nach vielen Gesprächen einhellig zu der Überzeugung keine Haustiere halten zu wollen.


Tja, und dann kam alles anders, als gedacht...

2004 wurde mein Stiefvater krank und wir mussten von jetzt auf gleich seine Graupapageienhenne aufnehmen (die mich zum Glück von klein auf kannte). Als meine Stiefvater 2 Jahre später verstarb, hatte ich den Graupapagei im wahrsten Wortsinne geerbt. Inzwischen war uns klar geworden, dass wir wegen des Papageis etwas unternehmen mussten, da er sich furchtbar langweilte (kein Wunder bei 2 Vollzeit arbeitenden Federlosen). Also suchten wir nach einer Möglichkeit der Verpaarung. Allerdings nicht bei uns zu Hause, da wir uns zu einer Artgerechten Haltung in einer 3-Zimmer-Mietwohnung nicht imstande sahen. Erschwert wurde die ganze Suche, dadurch, dass der Papagei ein Wildfang war. (Dazu gibt es sogar eine abentuerliche Geschichte des Vorbesitzers, die mit einem Piloten einer großen deutschen Fluggesellschaft und dessen Pilotenkoffer zu tun hat...)

Noch in dieser Phase (2009) nahmen wir von der Schwiegermutter ihr Wellensittich-Pärchen zur Pflege auf, da sie mit der Versorgung der beiden überfordert schien. Einer der beiden schien uns krank zu sein. Diese Selbstdiagnose bestätigte uns leider der Tierarzt kurz darauf. Einige Wochen später verstarb Peterle. Unsere Vorstellung war damals noch, die Wellensittiche wieder zu der Schwiegermutter zurück zu bringen. Also besorgten wir "Ersatz" für die Welli-Witwe Hanni. Leider hatten wir wenig Wissen über Wellensittiche, so dass sich der junge Tweety so gar nicht mit der alten Henne verstehen wollte. Was also nun tun? Wir kauften also nun für Tweety den jungen Wellihahn Ruby. Wir suchten ihn nach der Färbung des Gefieders aus und weil er sehr aufgeweckt erschien. Allerdings schwankten wir länger bei der Geschlechtsbestimmung hin und her. Als Lutino-Hahn gab uns die Wachshaut als Anfängern Rätsel auf, so wurde dann aus dem ursprünglichen Namen "Rudi" lieber "Ruby", das schien uns für beide Geschlechter passend. Ruby und Tweety wurden schnell ganz dicke Kumpel, aber die Henne Hanni konnte mit den beiden Jungspunden nichts anfangen. Also gaben wir die Henne erstmal wieder zur Schwiegermutter, behielten die beiden Hähne selbst und suchten nach einer vernünftigen Lösung für alle mit und ohne Federn. Da sich die Schwiegermutter aber weiterhin nicht regelmäßig um Hanni kümmerte, holten wir diese schlussendlich doch auf Dauer zu uns und damit lebten nun offziell drei Wellensittiche und ein Graupapagei in unserem Wohnzimmer...


2-1=1 -> 1+2=3 -> 3+2=5 -> 5+1=6 und so weiter

Ab da (2010) waren wir nun also offiziell Wellensittich-Besitzer.
Da die beiden jungen Hähne nach und nach erwachsen wurden, stritten sie sich nun täglich um die einzige Henne. Und das war unser erster Kontakt zu einem Wellensittich-Forum. Leider konnte man uns damals nicht wirklich helfen und wir taten das einzige, was wir für sinnvoll hielten: Wir erhöhten die Anzahl der Wellis. 2 weitere Wellis aus einer Kleinanzeige zogen bei uns ein. Nun waren sie zu Fünft und die gesamte Stimmung wurde besser, insbesondere durch die beiden neuen Standard-Wellis Susi und Willy mit ihrer ruhigen aber neugierigen Art. Um das Geschlechtergleichgewicht auszugleichen nahmen wir kurz darauf noch eine weitere Henne aus einer Auffangstation auf und dachten, dass wir nun lange Zeit mit den 6 Wellis haben würden. Na, da hatten wir uns ordentlich getäuscht...

Durch das tolle Schwarmleben der Wellis in unserem Wohnzimmer (inzwischen lebten diese auch in einer Voliere) wurde die Situation mit Nicki, der Graupapageienhenne immer ungünstiger. Diese begann die neugierigen und teilweise vollkommen furchtlosen Wellensittiche in die Beine zu zwicken und nach zwei Tierarztbesuchen deswegen musste der Papagei in eine anderes Zimmer ausweichen. Wir intensivierten die Suche nach einem passenden Papageien-Partnervogel und fanden endlich eine nette Familie mit einem passenden Graupapagei, die Nicki gerecht werden konnte. Bis zu ihrem Tod vor drei Jahren lebte sie mit ihrem Partner in einer großen Außenvoliere.

Inzwischen tat sich so viel bei den Wellensittichen, dass das aus der Rückschau kaum noch im Detail geschildert werden kann. In der Zusammenfassung bleibt zu sagen, dass sich die Zahl der Wellis durch Aufnahmen aus Foren und von Bekannten auf bis zu 11 steigerte. Wir bauten dann wochenlang an einer Voliere, deren Grundgerüst ein Regal von einem großen schwedischen Möbelhaus bildete und die Wellis liebten sie. Wir nahmen auch Urlaubsvögel auf, die dann doch dauerhaft bei uns bleiben und holten sogar zwei Wellis aus dem Tierheim.
Alles in allem haben wir in den 9 Jahren der Welli-Haltung 24 Wellis Kost und Logis geboten, 9 davon leben noch bei uns, die anderen sind über die Regenbogenbrücke geflattert und leben nun im Hirseland.

So kommt man ganz schnell zu ganz vielen Wellis. Für uns ist eine andere Haltungsform als Schwarmhaltung inzwischen so gar nicht mehr vorstellbar. Am spannendsten finde ich immer den Einzug neuer Wellis zu ihren Artgenossen. Da könnte ich den ganzen Tag sitzen und die Neuen beobachten beim Entdecken ihrer neuen Umgebung. Unsere Amelia tobt nach fast 2 Jahren hier immer noch voller Übermut herum. Fast so, als wolle sie die Zeiten schlechter Haltung im Zeitraffer aufholen...

LG
Lionheart